Mistel
Jahrhunderte lang wurde und wird an die Heilwirkungen der Mistel geglaubt, viele Jahrzehnte der Mistelforschung liegen hinter uns. Es gibt eine unübersehbare Flut von Publikationen. Daher kann dieser kurze Überblick nur unvollständig sein.
Die Nordvölker, von harten Lebensbedingungen geprägt, haben aus ihren Naturbeobachtungen heraus, ein Brücke gebaut, zwischen Licht und Dunkel. Um nicht ungeschützt in die Dunkelheit gehen zu müssen, war die schwerelose Mistel, der „Goldene Zweig“ Schutz und Kraft.
Mythologie und Historie: Baldr der Lichtgott, Feind jeden Unrechts, Sohn Odins und Frigg, verkündete seine unheilvollen Träume über die Bedrohung seines Lebens. Frigg nimmt allen Wesen und Dingen das Versprechen ab, ihrem Sohn nichts anzutun.
Auch dem Baum, westlich von Walhall, auf dem eine Mistel wächst. Diese Mistel vergisst jedoch sie zu verpflichten.
Loki, der Verschlagene, Listenreiche, dunkel im Gemüt, schneidet die Mistel. Er verführt den blinden, ahnungslosen Hödr (Bruder Baldrs), diesen Zweig auf Baldr abzuschießen. Er trifft ihn tödlich.
„…Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen…“ Richard Wagner: „Das Rheingold“.
Loge Baldr und Hödr versöhnen sich erst im Totenreich und gelangen miteinander wieder auf die neue Erde.
Ein Vegetationsmythos. Eine Geschichte vom Leben und Tod und Wiederauferstehung.
Hödr ist u.a. die Macht, die zum Erblinden führt. Es gelingt, das Licht zu vernichten. Auch: Verlust der Hellsichtigkeit, Verlust der Sehergabe.
Die Wiedererlangung führt nur über die Versöhnung in einer anderen (auch inneren) Dimension (Unbewusstes, geistige Welten).
Hier begegnen wir einander, hier begegnen wir Heilern, Schamanen, Weisen.
Griechische Mythologie: Uranos wurde von seinem Sohn mit einer Sichel kastriert. Zwei Mistelbeeren fielen ins Meer, aus diesen Aphrodite hervorstieg.
Bei den Römern war die Mistel Schutzpflanze: Ein Mistelzweig schützt Äneas beim Betreten der Unterwelt.
Heilkunde: Meisterpflanze. „All – Heil“. Heilenergie mit besonders hohen Schwingungen. Die Mistel ist gebündeltes Licht.
Große Grünkraft – Viriditas – höchste kosmische Schöpferkraft. Während andere Pflanzen nur bei Tageslicht assimilieren, lässt sich die Mistel auch vom Mond- und Sternenlicht durchdringen.
In der Menschenheilkunde können wir auswählen: Die Mistel vom Apfelbaum (Venus), Birke, Pappel (Saturn), Weide (Mond), Kiefer … Die Mistel der Kelten ist auch die Mistel der Laubbäume (Viscum album platysperum).
Überlieferung: Im Zentrum der Verehrung stand in früheren Zeiten, die Eiche. Kostbarst waren die Eichenmisteln. Die Kelten lernten sie auf ihrem Weg nach Westen kennen. In Irland wuchsen bis ins 19. Jahrhundert keine Eichen.
Gott Eeus (Mistelgottheit, Gott der Fruchtbarkeit, der Krieger…) war der Hüter der Heiligen Haine, in denen die Feste gefeiert wurden. Misteln und Mistelernten haben hier einen zentralen Platz.
Der Jahresbeginn der Kelten: 1. November: Samhain, Sommerende, 3.November: „Schwarzer Samhain“ Winterbeginn am nächsten Morgen. Zwischenzeit: 1 Nacht. Die Nacht zwischen den Welten. Eine Zwischenzeit, die auch in der Mistel verkörpert ist. Sie kennt keine Polarität.
Die Mistel, die an Eichen hing, konnte alles heilen. Sie stärkte alle Lebenskräfte. Sie wurden auch roh gegessen, und öffnete das Tor zur Anderswelt. (Nicht zur Nachahmung empfohlen!)
Mistelernte: Samhain: 6. Tag nach Vollmond Tagundnachtgleiche im März Vorabend zu Johanni. Geerntet wurden die Misteln mit einer goldenen Sichel. (siehe auch: Plinius, „Historia Naturalis, Buch XVI). Die Sichel ist klein, das Mistelholz hart.
Es ist anzunehmen, dass sehr vorsichtig geerntet wurde, ein Gutteil der Mistel blieb am Baum (Messegue).
Vielleicht auch ein Sinnbild: Gold – Sonne, Sichel – Mond, Vermählung von Licht und Dunkel. Durfte sie deshalb nicht berührt werden?
In den Seminaren der Shamanic Clinic Europe wird uns die Mistel immer wieder begleiten.
Vermählt das Licht mit der Dunkelheit!
Hilft das Unbewusste zu öffnen!
Ausstieg aus der Polarität!
Hält die Dinge in Fluss, löst den inneren Druck!
Schlüssel zur Anderswelt.
Schützt vor Dämonen. Heilritual und Schutzritual.
Weiteres zu Schutzräucherungen siehe auch: Beifuß, Eberraute, Eibisch, Eisenkraut, Engelwurz, Fichte, Hollunder, Lärche, Liebstöckel, Majoran, Meisterwurz, Nachtschatten, Quendel, Rainfarn, Salbei, Thymian, Wacholder, Zypresse.
Mehr zu „Pflanzenkräfte aus schamanischer Sicht“ auf shamans4future